Tipps zum Thema Seekrankheit

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Für die meisten wird sich wahrscheinlich das Problem der Seekrankheit gar nicht stellen, wenn Sie  mit einer sportlichen, aktiven Einstellung und Vorfreude an den Segeltörn herangehen, wenn Sie einen Skipper haben, der sich mit dem Wetter, den Routen und den Ankerplätzen gut auskennt und Ihnen in der Regel die schlimmsten “Prüfungen” ersparen kann, falls  Sie es wünschen.

Aber selbst routinierte Segler, die bereits mehrere Weltumsegelungen hinter sich haben, sind nicht völlig gegen die Seekrankheit gefeit. Weltumsegler Bobby SCHENK zum Beispiel schreibt zu dem Thema:
“Ich glaube nicht, daß es jemand gibt, der völlig unempfindlich gegen die Seekrankheit ist. Und natürlich habe ich auch mit diesem Problem zu kämpfen, obwohl es mir bis jetzt noch immer gelungen ist, nicht kotzen zu müssen.
Das erzähle ich vor allem als Trost für jene, die glauben wegen der Seekrankheit die Segelei an den Nagel hängen zu müssen:
Also zunächst ist immer das beste Mittel das, an welches man selbst glaubt.
Ich glaube an folgende Erfahrungen: Mir helfen nur spezielle Seekrankheitstabletten , wie zum Beispiel Bonamine. Nebenbei: In Deutschland ist Bonamine nicht mehr im Handel. Der gleiche Wirkstoff - Meclozin-2 HCL ist aber in 3 weiteren Präparaten als Monosubstanz erhalten, nämlich in Postafen (Fa. UCB), Postadoxin (Fa Rodleben) und Diligan (Fa.UCB). Alle drei sind in Deutschland zugelassen und über die Apotheken erhältlich.
Ich nehme Bonamine, wenn ich nur die geringste Befürchtung habe, seekrank zu werden. Und zwar frühzeitig, also bevor es mir schlecht ist. Ich vertraue keinem anderen Mittel (autogenes Training, Stutgeron, Seaband). Obwohl sich hinter dem früher so gerühmten Pflaster hinter dem Ohr oder dem Kaugummi (Super-Pep) ebenfalls ein gezieltes Medikament gegen die Bewegungskrankheit verbirgt, habe ich bei Mitseglern Verheerendes beobachtet. Wahrscheinlich ist die Wirksamkeit zu gering.
All diese milden Mittel mögen wirken, wenn die äußeren Umstände so sind, daß man wahrscheinlich auch ohne Gegenmittel auskommen würde. Wenn es ernst wird, helfen halt nur massive Medikamente, auch wenn die speziellen Seekrankheitstabletten nicht zu unterschätzende Nebenwirkungen haben - siehe oben. Aber alles ist besser, als seekrank zu werden.”   (Quelle:
http://www.yacht.de/schenk/seekrank.html )

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Wer bereits weiss, dass die üblichen Tricks an Bord
-  nicht unter Deck liegen und lesen,
-  aktiv das Steuer übernehmen (nach der Erfahrung, dass im Auto immer nur Beifahrern schlecht wird, aber nie dem Fahrer)
-  mittschiffs in Fahrtrichtung stehen und die Schiffsbewegungen mit den Beinen ausgleichen,
-  Blick überwiegend auf den Horizont richten,
-  dauernd kleine Mengen Brot oder Salzstangen knabbern,
-  keinen Kaffee und keinen Alkohol trinken
-  . . . etc.
alleine nicht helfen, sollte sich rechtzeitig vor dem Törn an seinen / ihren Arzt oder Apotheker wenden.

Chemische Präparate gibt es genug, sie nutzen jedoch nur etwas, wenn man sie deutlich  VOR dem Beginn  der Tagesetappe nimmt. Zwar wird einem dann vielleicht nicht oder weniger schlecht, dafür läuft man aber immer "wie in Watte" herum, auch NACH dem Anlegen bleibt man "gedämpft".

Neuere  Untersuchungen zum Thema Seekrankheit  hat Prof. Dr. Reinhart  Jarisch in seinem Buch "Histamin-Intoleranz - Histamin und Seekrankheit" ISBN 3-13-105 382-8 , 24,95 €  veröffentlicht.

Wer das Buch nicht lesen will, findet im folgenden die wesentlichen Ergebnisse: (zusammengestellt nach einem Artikel in der deutschen Seglerzeitschrift YACHT 1/05 S.34-39)
-  es ist nicht der Sehapparat alleine, der Seekrankheit ausmacht, denn auch Blinde können seekrank werden, sondern die Ursache der Seekrankheit hat mehr mit dem Gleichgewichtssinn und den gleichzeitig von Auge und Gleichgewichtsapparat ans Gehirn gelieferten Informationen zu tun. Passen  diese Informationen nicht richtig zusammen, wird man irritiert = seekrank
-  mittschiffs in Fahrtrichtung stehen, kann Seekrankheitssymptome vermeiden oder mildern
-  Stress (z.B. Angst auf dem Schiff) führt zur Ausschüttung von Histamin
-  blockiert man die Histamin-Produktion im Gehirn, tritt Seekrankheit nicht auf
-  Schweine werden nicht seekrank. Das liegt daran, daß diese ein Enzym namens DAO haben, welches Histamin neutralisiert.
-  Histamin ist ein "biogenes Amin", das durch den bakteriellen Abbau der Aminosäure Histidin ensteht.
-  Vitamin C baut Histamin am schnellsten ab.
-  Nahrungsempfehlung: daher sollte man Vitamin-C-reiche Nahrung essen und histaminhaltige Nahrung vermeiden
-  histaminhaltig sind: Spinat, Tomaten, Rotwein, Bier und Weizenbier, haltbar gemachte Nahrung wie Salami, Hartkäse, Dosen-Thunfisch, Ketchup,Pizza usw.
-  histaminarm sind frischer Fisch und Fleisch, Frischkäse,Obst
-  Medikamente: empfohlen wird das histaminabbauende Cinnarizin, welches es rezeptfrei in der Apotheke gibt.

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Scopolamin, das meist gegen Seekrankheit benutzt wird, hat keine histaminabbauenden Substanzen, sondern wirkt lediglich dämpfend! (und das leider auch nach der Ankunft im Hafen)

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Und noch einmal: Bei allen chemischen Präparaten gilt natürlich die Grundregel: Fragen Sie vorher Ihren Arzt oder Apotheker.

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An anderer Stelle habe ich noch die folgenden Angaben über die unterschiedlichen Namen des deutschen Medikaments Cinnazirin in den verschiedenen Ländern gefunden (OHNE GEWÄHR!) :
Voilà les équivalents du Sureptil dans divers coins de la planète-terre :
Aplactan (Japon), Cerepar (Allemagne), Cibine (Belgique), Cinazyn (Italie), Cinnacet (Allemagne), Cinnarizin Forte Ran (Allemagne), Cinnarizin Forte Ratiopharm (Allemagne), Cinnarizin Siegfried (Allemagne), Cinnipirine (Pays-Bas), Dimitronal (Belgique), Giganten (Allemagne), Glanil (Autres Pays), Lazeta (Autres Pays), Mitronal (Usa), Pervasum (Espagne), Stugeron (Angleterre), (Belgique), (Suisse), (Espagne), (Italie), Stunarone (Israel), Stutgeron (Allemagne), Stutgin (Autres Pays), Toliman (Italie), Vasoten (Espagne)
Quelle (frz): 
http://www.sail-the-world.com/DT/display_dt.cfm?dt=409

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